Sonntag, 3. Dezember 2006

Spontan

Wir kannten uns aus den Weiten des www, unsere Telefongespräche fanden immer Nachts statt. Wenn ich irgendwann nach elf mein Telefon hörte, wusste ich, er ist es. An irgendeinem Samstagabend rief er an. Wir waren beide nicht bester Stimmung, vermissten ein Glas vor uns und einen Zug durch die Gemeinde. Irgendwann sagte er, "komm Avalon wir treffen uns jetzt." hmm gut, und wo bitte? " Auf halber Strecke, dort bei der Ausfahrt ist ein McDoof das noch auf hat. Wag es nicht dich aufzubrezeln, sondern komm wie du bist." Ich fuhr durch die Nacht, hatte keine Ahnung was mich erwartet, freute mich und war gespannt.
Nur seine Stimme kannte ich und viele seiner Gedanken und einen Teil seiner Seele. Als ich ausstieg stand da jemand und grinste über beide Backen, nahm mich in den Arm, küsste meine Wange und sagte "ich war ganz unsicher ob du wirklich kommst."
Wir sassen zuerst im McDoof, hielten ein wenig smalltalk, erzählten. Zu Anfang eine unwirkliche Situation, ich sass um eins an einem Ort 120 km von zuhause entfernt, mit einem Mann von dem ich nur die Stimme kannte. Später sind wir dann mit einem Kaffee nach draussen gegangen, sassen auf Plastikstühlen unter einem Vordach, es regnete und wir philosophierten, erzählten Blödsinn, lachten und ich lernte noch anderen Seiten von ihm kennen. Die Nacht ging, es wurde dämmrig, dann hell. Wir wollten da sitzen bleiben und den Moment festhalten. Mein schlechtes Gewissen siegte irgendwann, ich musste Mittags zur Arbeit und die Nacht war vorbei.
Es war eine schöne Nacht, etwas besonderes, etwas das mir gut tat. Und in diesem Moment so unglaublich gut passte.

Parkplatz

Vor dem Haus in dem ich früher gelebt habe war ein Parkplatz. Man hatte versucht es nett anzulegen, Büsche und Bäume drumherum, alles nicht so kahl und trist. Das Ergebniss war, das dieser Parkplatz nicht einsehbar war und das andere Folgen hatte. In der Zeit die ich dort lebte wurde mein Auto etwa ein dutzendmal aufgebrochen. Ich gewöhnte mich von Zeit zu Zeit an neue Autoradios, sah wie ein Auto aussehen konnte wenn das Lenkrad fehlt und sämtliche elektrischen Kabel rausschauten. Wusste, wie ich einen Abschleppdienst informiere. Der Gutachter meiner Versicherung kannte mich mit Namen, freute sich immer mich zu sehen und schleusste mich bei Eintritt in das Büro immer an seinen Kollegen vorbei um mich persönlich zu betreuen.
In der Zeit als ich dort auszog, die neue Wohnung bereits hatte, aber noch mein Bett in der Alten, war ein Abend der mich mehr als dankbar machte bald nie wieder dort parken zu müssen. Ich war nachmittags in der neuen Wohnung, anschliessend mit einer Freundin Essen gegangen und kam gegen elf nach Hause. Als ich auf den Parkplatz fuhr sah ich einen Mann auf dem Bürgersteig stehen, den wohl auch jede andere Frau wahrgenommen hätte. Ich habe eingeparkt, meine Tasche genommen und wollte aussteigen. In dem Moment kam der Mann auf mein Auto zu. Zu dem Zeitpunkt war ich noch entspannt aber der die Türverriegelung war bereits unten. Er stand dann vor meiner Tür, klopfte an die Scheibe und fragte warum ich denn nicht aussteige. Und ich sollte doch wenigstens das Fenster runtermachen. Ich habe mich dann sehr deutlich ausgedrückt, das ich das nicht tun werde. Dann begannen wildeste Beschimpfungen, er schlug mit der Faust gegen die Scheibe, bedrohte mich. Mein Puls war auf geschätzte 320 und ich hatte bis dato noch nie soviel Angst in meinem Leben gehabt. Zu dieser Zeit gab es noch keine Handtelefone und ich sass hilflos und gefangen im Auto. Auf die Idee die Hupe zu betätigen das mich eventuell jemand hört kam ich nicht. Irgendwann hörte der Mann dann auf, ging vom Parkplatz und blieb stehen und beobachtete mich. Also sass ich weiter im Auto, die Panik im Bauch und wartete. Für mich Stunden später verschwand er und es hat noch eine Weile gedauert bis ich mich endlich traute auszusteigen.
Wenn ich heute an diesem Parkplatz vorbeifahre, sehe ich, das die Bäume und Büsche weggemacht wurden, frage mich ob die aufgebrochenen Autos der Grund sind oder schlimmeres.

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