Sonntag, 24. September 2006

Meine alten Damen

Die Älteste von ihnen ist inzwischen fast achtzig, sie wird immer kleiner, schrumpelt. Hören tut sie gar nicht mehr gut, aber wehe du sprichst sie darauf an, sie hört nämlich noch sehr gut!!! Als Fünfjährige wollte ich so leben wie sie. Ohne Mann, selbstständig und mit den vielen Büchern. Noch heute ist es so, dass sie bis Nachts um drei oder vier liest und dann den halben Vormittag verschläft. Sie raucht immer noch ihre Packung am Tag, Husten hin oder her.

Die Zweite, das Sandwichkind. Ich kenne kaum einen Menschen der so exzentrisch ist wie sie. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und kann auch nicht auf diese Welt, in der wir leben, drauf zu gehen. Ein Leben in der Vergangenheit, mit Erinnerungen und Geschichten. Ihr Mann und sie, die sich perfekt ergänzten. Besuche, vor denen mir immer graute. Inzwischen versuche ich es so stehen zu lassen und kann auch über Dinge lächeln. " Kind, wie heisst das nochmal? Feuerventura? " Sie hat ihren ganz eigenen Kopf und hat in den letzten Jahren einige Schritte auf das Jetzt und Hier zugehen können.

Die Jüngste,meine Mama. Immer für Andere da, selten an sich selbst gedacht. Ein Leben mit viel Arbeit. Sie hat sich vieles anders gewünscht, erhofft. Auch heute noch hat sie Tränen in den Augen wenn sie von meinem Vater spricht. All das, was sie zusammen noch erleben wollten, was sie sich vorgenommen hatten. Wie alleine sie sich heute oft fühlt. Ihre Augen strahlen wenn ich zu Besuch komme, die selben Augen wie meine, ihr einziges Erbe an mich. Heute frage ich mich, wie sie das alles früher schaffen konnte, sechs Tage die Woche gearbeitet, die Familie, der Haushalt, das wenige Geld, das wir hatten. Sie war nie unzufrieden oder hat sich beschwert, wenn sie es getan hat, dann nie das wir Kids es gemerkt hätten.

Ich lieb sie alle drei, mit ihren Schrullen und Eigenheiten, mit dem was sie ausmacht, was sie mir bedeuten.

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